Die Geschichte vom lebensgefährlichen Türknauf

Bei der Räumung des Neuköllner Nachbarschaftsladens „Friedel54″ hatte ein Tweet der Berliner Polizei für Aufregung gesorgt: die Polizei unterstellte den Einwohner*innen durch den Einsatz von Strom das Leben der Einsatzkräfte gefährdet zu haben. Die Schlagzeile „Polizeieinsatzkräfte in Lebensgefahr“ verbreitete sich rasant – und mit ihr auch die Empörung über die damals noch ungeprüften, aber dennoch schwerwiegenden Vorwürfe.

Zunehmend verstärkten sich die Zweifel zum Vorfall: Nachdem der Vorwurf vom linksalternativen Kulturprojekt deutlich zurückgewiesen wurde, twitterten auch Außenstehende vor Ort darüber, den Türknauf unbeschädigt benutzt zu haben.

Viele Tage vergingen nach der Räumung des Neuköllner Kiezladens „Friedel54″, als ein Polizeisprecher die Aussage verspätet zurückziehen ließ. Mit einer Stellungnahme zum Vorfall ließ man sich dennoch Zeit, bis sich auf die Berliner Polizei auf Twitter zu dem Vorfall äußerte. In der dort veröffentlichten Stellungnahme der technischen Einheit der Polizei ist die Rede von einer gemessenen Spannung, dessen Quelle nicht feststellbar gewesen sei.

Wie dort zunächst Strom gemessen werden konnte, wenn es dafür keine Quelle gab, vermag die Pressestelle der Polizei nicht zu erklären. Die Einschätzung der Kollegen vor Ort könne er nicht kommentieren, erklärt ein Sprecher. Auch die Frage, ob nicht vor Ort sofort Ermittlungen hätten eingeleitet werden müssen, wenn tatsächlich Lebensgefahr bestanden hätte, will die Polizei nicht kommentieren. (taz)

Mathias Sander, Sprecher der Friedel54 kritisiert insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei: „Diese Fake News haben im Netz einen rechten bis rechtsextremen Shitstorm gegen die Proteste erzeugt, den die Polizei wider besseren Wissens stundenlang unkommentiert ließ.“ So müsse davon ausgegangen werden, dass die Polizei die Proteste gezielt diskreditieren habe wollen, auch um damit ihr hartes Vorgehen gegen die Demonstrant*innen zu rechtfertigen.

 

Der Tagesspiegel berichtete zudem kritisch über die Verhältnismäßigkeit des gesamten Einsatzes:

Demonstranten und Aktivisten beschwerten sich über einen „brutalen“ Zugriff, die Berichte konnten aber im Einzelnen nicht bestätigt werden. Allerdings gaben Politiker wie Hakan Tas (Die Linke) und Georg Kössler (Die Grünen), die bei dem Einsatz dabei waren, an, dass sie das Vorgehen der Beamten nicht verhältnismäßig empfanden. „Die Räumung hätte verschoben werden müssen, es waren zu viele Demonstranten da, zudem war die Lage im Gebäude unklar“, sagte Georg Kössler, 32, dem Tagesspiegel. Kössler geht bei den Demonstrationen nicht von einem Vorgeplänkel für den G20-Gipfel in Hamburg aus: „Es geht hier um unseren Kiez. Das ist eine rein stadtpolitische Angelegenheit.

 

Quelle: taz.de

 

Quelle: Berliner Zeitung